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  • AutorenbildArmin Albat

Volkstrauertrag 2023

Am vergangenen Sonntag (19. November 2023) fanden in unseren Dörfern Gedenkstunden zum Volkstrauertag statt: In Aligse begann die Zeremonie mit dem Posaunenchor der Burgdorfer Kantorei, Ansprache und Totengedenken um 11:30 Uhr am Denkmal neben dem Dorfteich.


In Kolshorn fand um 11:30 Uhr ein Gottesdienst in der Friedhofskapelle statt. Anschließend erfolgte die Kranzniederlegung mit Ansprache und Posaunen am Denkmal in der Ortsmitte.


In Röddensen traf man sich um 12:00 Uhr an der Ampel an der Röddenser Dorfstraße. Jagdhornbläser und Posaunen begleiteten das Gedenken auf dem Friedhof. Im Anschluss treffen sich die Röddenser Teilnehmer*innen zu einem gemeinsamen Grünkohlessen bei der Feuerwehr.


Die Gedenkstunden wurden von Ortsratsmitgliedern aus Aligse, Kolshorn und Röddensen, der jeweiligen Ortsfeuerwehr, dem Posaunenchor Burgdorf und den Jagdhornbläsern „Das große Freie“ unterschiedlich gestaltet.


Der Ortsrat hatte mich gebeten, die Gedenkstunde in Kolshorn zu begleiten. Ungefähr 20 Besucher*innen und die Kameraden der Ortsfeuerwehr haben an der Veranstaltung teilgenommen.


Ich habe zum Volkstrauertag in Kolshorn folgende Ansprache gehalten:


Sehr geehrte Damen und Herren,


ich begrüße Sie im Namen des Ortsrats Aligse, Kolshorn und Röddensen zur Gedenkstunde am Volkstrauertag. Ganz besonders freue ich mich, dass der Posaunenchor des Kirchenkreises Burgdorf unter der Leitung von Martin Burzeya wieder bei uns ist und die Feier musikalisch begleitet.


MUSIK


“Verleih uns Frieden gnädiglich,

Herr Gott, zu unsern Zeiten.

Es ist doch ja kein andrer nicht,

der für uns könnte streiten,

denn du, unser Gott, alleine.”


Das ist der Text zu dem Stück, das wir gerade gehört haben. 1831 hat Felix Mendelssohn-Bartholdy das Lied geschrieben. 


Gut 100 Jahre später hat man es zugelassen, dass die Nazis die Macht in Deutschland ergriffen haben. Die Musik des christlich getauften und evangelisch konfirmierten Juden Mendelssohn wird verboten. Die Nazis ermorden in den Jahren danach mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden und unzählige andere unschuldige Menschen.


Wir sind dafür verantwortlich, dass diese Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten und sich bei uns niemals wiederholen. Nie wieder.


Nie wieder ein Völkermord am jüdischen Volk. Dafür wurde 1948 der Staat Israel gegründet. Und der Staat Israel hat das Recht, sich gegen Angriffe zu verteidigen. 


Dies gilt insbesondere nach dem schrecklichen Massaker der Hamas-Terroristen vom 7. Oktober und dem immer noch andauernden Raketenbeschuss. Hierbei wird Israel von Deutschland ohne Einschränkungen unterstützt.


Nie wieder Angriffskrieg und Kriegsverbrechen. Nie wieder Extremismus, nie wieder Hass und Diskriminierung. Deshalb wurden die Vereinten Nationen gegründet. Dafür wurden die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die Genfer Flüchtlingskonvention beschlossen. Daraus hat sich das humanitäre Völkerrecht entwickelt.


Die israelische Regierung wird zunehmend deutlicher aufgefordert, Völkerrecht und Menschenrechte einzuhalten: bei der Kriegsführung im Gazastreifen und beim Umgang mit den besetzten Gebieten im Westjordanland. Auch diese Mahnungen sind Teil des „Nie wieder“.


Die Konflikte um Israel und Palästina toben seit mehr als 100 Jahren. Ich wünsche den verfeindeten Parteien die Kraft, den Weg der Gewalt zu verlassen. Ich wünsche ihnen den Mut, den gegenseitigen Hass zu überwinden. 


Heute ist der Tag, um innezuhalten, zu gedenken und zu trauern: 


Wir denken an die Opfer des Hamas-Überfalls und trauern um die unschuldigen Toten in Israel, im Gazastreifen und im Westjordanland.


Wir denken an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. 


Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. 


Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. 


Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. 


Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren. 


Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind. 


Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land. 


Wir trauern mit allen, die Leid tragen, um die Toten, und teilen ihren Schmerz. 


Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.


Ich bitte die Kameraden der Ortsfeuerwehr und die Vertreterinnen des Reitvereins, die Kränze niederzulegen.


KRANZNIEDERLEGUNGEN


Die Hoffnung auf Frieden, Trost und Heilung bringt auch das nächste Lied zum Ausdruck: Es wurde gegen Ende des 30-jährigen Kriegs gedichtet und vertont: 

“Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf Ihn allezeit

Der wird ihn wunderlich erhalten in aller Not und Traurigkeit.

Wer Gott dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.”


MUSIK


Bislang gilt in Deutschland die Übereinkunft, dass Extremismus, Hass und Diskriminierung keinen Platz in unserer Gesellschaft haben dürfen. Dies scheint seit einiger Zeit zu bröckeln: Antisemitische Parolen werden lauter. Der Umgang in der öffentlichen Diskussion wird rauer und unversöhnlicher. Rechtsradikale Parteien werden wieder stärker. Menschen, die eine andere Meinung vertreten, werden zu Feinden erklärt und entsprechend bekämpft. Ein Blick in die Sozialen Medien oder in manche private Chatgruppe bestätigt diese besorgniserregende Entwicklung.


„Nie wieder“ bedeutet, dass nie wieder Extremismus, Diskriminierung und Hass gewinnen dürfen. Gegenüber niemandem. Nicht gegenüber Juden, nicht gegenüber Muslimen und auch nicht gegenüber anderen Menschen. Wo auch immer uns Extremismus, Diskriminierung und Hass begegnen, müssen wir uns dagegenstellen, egal wo und von wem sie ausgehen.


Uns muss immer bewusst bleiben, was wir an unserem liberalen und toleranten Rechtsstaat haben. Er ist die Voraussetzung für Frieden und Freiheit in unserem Land. Die Menschen, derer wir heute gedenken, mahnen jeden von uns, aktiv für unsere demokratischen Werte und unsere offene Gesellschaft einzutreten.


„Der Friede des Herrn

geleite euch, Schalom.“


So der frei übersetzte Text für den musikalischen Abschluss, den wir gleich hören. 


Vielen Dank und Ihnen alles Gute!


MUSIK






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