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  • AutorenbildArmin Albat

Volkstrauertrag 2022

Am vergangenen Sonntag fanden in unseren Dörfern Gedenkstunden zum Volkstrauertag statt: In Aligse begann die Zeremonie mit dem Posaunenchor der Burgdorfer Kantorei, Ansprache und Totengedenken um 11:30 Uhr am Denkmal neben dem Dorfteich.


In Kolshorn fand um 11:30 Uhr ein Gottesdienst in der Friedhofskapelle statt. Anschließend erfolgte die Kranzniederlegung mit Ansprache und Posaunen am Denkmal in der Ortsmitte.


In Röddensen traf man sich um 12:00 Uhr an der Ampel an der Röddenser Dorfstraße. Jagdhornbläser und Posaunen begleiteten das Gedenken auf dem Friedhof. Im Anschluss treffen sich die Röddenser Teilnehmer*innen zu einem gemeinsamen Grünkohlessen bei der Feuerwehr.


Die Gedenkstunden wurden von Ortsratsmitgliedern aus Aligse, Kolshorn und Röddensen, der jeweiligen Ortsfeuerwehr, dem Posaunenchor Burgdorf und den Jagdhornbläsern „Das große Freie“ unterschiedlich gestaltet.


Der Ortsrat hatte mich gebeten, die Gedenkstunde in Kolshorn zu begleiten. Ungefähr 20 Besucher*innen und die Kameraden der Ortsfeuerwehr haben an der Veranstaltung teilgenommen.


Ich habe zum Volkstrauertag in Kolshorn folgende Ansprache gehalten:


Sehr geehrte Damen und Herren,


ich begrüße Sie im Namen des Ortsrats Aligse, Kolshorn, Röddensen zur Gedenkstunde am Volkstrauertag hier am Denkmal in Kolshorn. Ganz besonders freue ich mich, dass der Posaunenchor des Kirchenkreises Burgdorf unter der Leitung von Wolfgang Gerts wieder bei uns ist, um die Feier musikalisch zu begleiten.


MUSIK


“Ich hatte einen Kameraden. Einen bessern findst du nicht.

Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite, in gleichem Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen Gilt's mir oder gilt es dir?

Ihn hat es weggerissen, er liegt mir vor den Füßen, als wär's ein Stück von mir.”


So lautet der Text zu dem Stück, das wir eben gehört haben. Das klingt traurig, aber irgendwie auch romantisch. Doch mit Heldentum oder romantischer Kameradschaft hat die Realität auf den Schlachtfeldern wenig zu tun. Heute weniger denn je - egal auf welche Seite man blickt.

Wir hören es seit Monaten täglich in den Nachrichten: junge Menschen werden von einem verbrecherischen Regime fast ohne Ausbildung und mit mangelhafter Ausrüstung an die Front geschickt, um ein anderes Land zu überfallen.


Die Verantwortlichen lassen zivile Infrastruktur bombardieren und verbreiten Angst und Schrecken. So haben sie es bereits in zahlreichen Kriegen vorher getan: in Tschetschenien, in Georgien, in Syrien. Krankenhäuser, Schulen, Kultureinrichtungen - alles zerstört.

Die terrorisierte Bevölkerung musste fliehen und ist teilweise immer noch auf der Flucht. Viele dieser geflüchteten Männer und Frauen sind mit ihren Familien inzwischen unsere Nachbarn geworden.


Mit ihnen gemeinsam gedenken wir heute:


"Wir denken an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.

Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen, um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt."


Ich bitte die Kameraden der Ortsfeuerwehr und die Vertreterinnen des Reitvereins, die Kränze niederzulegen.


KRANZNIEDERLEGUNGEN


Auch mit dem nächsten Musikstück bitten wir um Frieden:

“Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten.

Es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott alleine.”


MUSIK


“Unsern tapferen Helden - die dankbare Gemeinde” oder "Unseren Gefallenen": Inschriften, wie diese lösen Diskussionen aus. Auch hier bei uns in Lehrte und Umgebung. Auf den Tafeln werden Menschen genannt, die in den Weltkriegen umgekommen sind. Es waren Wehrpflichtige, mehr oder weniger Freiwillige und Zwangsverpflichtete - Soldaten eben, teilweise in jugendlichem Alter.


Aber wir müssen davon ausgehen, dass sich hinter manchen Namen auf den Gedenktafeln überzeugte Täter und Komplizen eines verbrecherischen Regimes verbergen. Diese Menschen ehren wir mit, wenn wir an historischen Denkmälern der Gefallenen gedenken.


Vielleicht müssen wir die Denkmäler umgestalten, ergänzen, erläutern, in einen größeren Zusammenhang stellen. Vielleicht müssen wir Ort, Form und Ablauf dieser Veranstaltung überdenken.


Wichtig ist mir aber vor allem, dass wir uns daran erinnern, welche furchtbaren Konsequenzen Kriege, Gewaltherrschaft, staatliche Willkür sowie ein gesellschaftliches Klima von Hass, Angst, Unterdrückung und Verfolgung haben. Die politischen Entwicklungen wie beispielsweise in Ungarn, Polen und in den USA aber auch rechtsextreme Tendenzen bei uns in Deutschland zeigen, wie verletzlich Demokratien sind.


Uns muss immer bewusst bleiben, was wir an unserem freiheitlichen, faktenbasierten und toleranten Rechtsstaat als Voraussetzung für Frieden in unserer Welt haben. Die Menschen, derer wir heute gedenken, mahnen uns, aktiv für unsere Werte und unsere offene Gesellschaft einzutreten.


“Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein. Es kommt die Nacht, die Finsternis fällt ein. Wo fänd ich Trost, wärst du, mein Gott, nicht hier? Hilf dem, der hilflos ist: Herr, bleib bei mir!

So der Text für den musikalischen Abschluss, den wir gleich hören.

Vielen Dank und alles Gute für den heutigen Gedenktag!


MUSIK




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